Erweiterung der Office-Software Applixware um Fonts (Zeichensätze)

Inhalt

-> Fontverwaltung unter Applix mit Beispielen
   -> Schritte der Einbindung mit Beispiel
      -> Tips gegen Stolperfallen

Was ist Applixware

Applixware ist ein Paket mit Anwendungen für Textverarbeitung (inkl. HTML-Editor), Tabellenkalkulation, Grafik, Präsentation und Mail. Teilweise wird es auch zusammen mit weiteren Grafik- und Datenbankprogrammen angeboten. Für Linux ist Applixware erhältlich direkt von Applix, aber auch von den meisten Distributoren.

Die Angaben beziehen sich auf die Version 4.4.1 für Linux (gleich wie 4.3.7), sind sicher aber auch für andere Unix-Plattformen nützlich.

Fontverwaltung und Dateien

Applix hat zwei Mechanismen, Fonts zu verwenden:

1) Fontverwaltung (Aliases und Metrics), Postscript-Fonts

In einer zentralen Zeichensatz-Beschreibungsdatei (.../applix/axdata/fontmetrics/fontmap.dir - '...' steht für das wählbare Installationsverzeichnis der Software) befinden sich die Angaben über

Als Fontmetriken werden Dateien als Adobe-Font-Metrik (Suffix .afm) oder Tagged-Font-Metrik (Suffix .tfm - nicht das TeX-Format!) akzeptiert. Falls für die Druckausgabe Fonts mitgeliefert werden müssen, werden sie als PC-Binärformat benötigt (Suffix .pfb).

Am Ende der Datei befindet sich eine genaue Beschreibung des Formats. Beispieleinträge für die 3 Varianten sind:

Font mit allem, Zeichensätze fester Größe für die Bildschirmdarstellung:

FontRecord = Times
    Family = Times
    ScreenName =
        -applix-axtmr-medium-r-normal--10-80-75-75-p-43-iso8859-1,
        -applix-axtmr-medium-r-normal--11-100-75-75-p-52-iso8859-1,
        -applix-axtmr-medium-r-normal--13-120-75-75-p-63-iso8859-1,
        -applix-axtmr-medium-r-normal--15-140-75-75-p-74-iso8859-1,
        -applix-axtmr-medium-r-normal--18-180-75-75-p-95-iso8859-1,
        -applix-axtmr-medium-r-normal--24-240-75-75-p-125-iso8859-1,
        -applix-axtmr-medium-r-normal--42-360-75-75-p-194-iso8859-1,
        -applix-axtmr-medium-r-normal--8-60-75-75-p-33-iso8859-1
    MetricsFile = tmr.afm
    PostScriptPrintName = Times-Roman
    PCLAlternate = "CG Times"
    WindowsAlternate = "Times New Roman"
        LargeXAlternate = "Dutch"

Font mit allem, skalierbarer Zeichensatz für die Bildschirmdarstellung:

FontRecord = Times-Roman
    Family = Times
    ScreenName =
                -linotype-times-medium-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1
    MetricsFile = tmr.afm
    PostScriptPrintName = Times-Roman
    PCLAlternate = "CG Times"
    WindowsAlternate = "Times New Roman"

Font ohne eigenen Zeichensatz für die Bildschirmdarstellung:

FontRecord = "CG Times"
    Family = "CG Times"
    MetricsFile = trr0000s.tfm
    EncodingName = "ECMA-94 Latin 1"
    PCLPrintName = 0s0b4101T
    PostScriptAlternate = Times
        WindowsAlternate = "Times New Roman"
        XAlternate = "Times"

Alias-Font:

FontRecord = "Tms Rmn"
Family = "Tms Rmn"
AliasFor = "Times"

2) Truetype-Fonts

Truetype-Fonts (Suffix .ttf) müssen sich im Verzeichnis .../applix/axdata/fontmetrics/gallium/fs/aplxfont befinden. Sie werden durch den in Applixware eingebauten Fontserver automatisch für die Bildschirmdarstellung verwendet, nachdem man die Datei fonts.dir im obigen Verzeichnis ergänzt hat - das Format ist das vom X-Server verwendete, siehe unten.

Schritte zum Einbinden von neuen Zeichensätzen

Einbinden einer neuen Postscript-Fontfamilie (Beispiel: Utopia)

1. Schritt: Ablegen der benötigten Dateien

Ablegen der Fontdateien in einem eigenen Verzeichnis (könnte man auch direkt in den Applixware-Verzeichnisbaum einbauen, was sich sicher weniger empfiehlt, da man beim Upgrade nicht mehr durchblicken wird).

Benötigt werden die Dateien für die Maße (*.afm) sowie für die Bildschirmdarstellung und Postscript-(Ghostscript)-Druckeransteuerung die Zeichensätze selbst (*.pfb). Eine Familie besteht aus dem Grundzeichensatz (benannt einfach nach dem Familiennamen, manchmal mit Zusätzen "-Regular", "-Roman" oder "-Book"), der kursiven Variante ("-Italic" oder "-Oblique"), der fetten Variante ("-Bold"), und schließlich beides zusammen (z. B. "-BoldOblique"). Im Beispiel sind das folgende Dateien:

Utopia-Regular:
/usr/local/share/fonts/type1/utrg____.afm
/usr/local/share/fonts/type1/utrg____.pfb

Utopia-Italic:
/usr/local/share/fonts/type1/uti_____.afm
/usr/local/share/fonts/type1/uti_____.pfb

Utopia-Bold:
/usr/local/share/fonts/type1/utb_____.afm
/usr/local/share/fonts/type1/utb_____.pfb

Utopia-BoldItalic:
/usr/local/share/fonts/type1/utbi____.afm
/usr/local/share/fonts/type1/utbi____.pfb

Manchmal hat man statt dem Paar "<Normal> - Bold" auch "Light - <Normal>" oder "Light - DemiBold": Ganz einfach, das schlankere wird später der normale Zeichensatz, das fettere "bold" (s. u.).

2. Schritt: Umkonfiguration des X-Servers

Nun muß der X11-Server die Schriften verwenden können. Dazu muß man zunächst die benötigten Informationen in der Datei fonts.scale bereitstellen, im Beispiel dann /usr/local/share/fonts/type1/fonts.scale :

4
utrg____.pfb -adobe-utopia-medium-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1
uti_____.pfb -adobe-utopia-medium-i-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1
utb_____.pfb -adobe-utopia-bold-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1
utbi____.pfb -adobe-utopia-bold-i-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1
In der ersten Zeile steht einfach die Zahl der enthaltenen Fonts, danach eine Beschreibung jedes einzelnen Fonts (das Format heisst glaube ich XLFD - X11 Logical Font Descriptor): Zu Beginn der Zeile kommt der Dateiname, anschliessend die X11-Beschreibung mit Urheber (z. B. "linotype", "itc", "bitstream", "adobe", "urw", siehe Copyright in der Fontdatei), Familienname, Stärke ("medium" = normal, "demibold" = halbfett, "bold" = fett, "light" = dünn), Richtung ("r" = aufrecht, "i" = kursiv/italic, "o" = kursiv/oblique), Breite (meist "normal", "narrow" = schmal/condensed), der Rest besteht bei skalierbaren Postscript-Type1-Fonts aus "--0-0-0-0-p-0-iso8859-1", wobei neuerdings für Latin0-Zeichensätze mit Euro-Symbol auch "--0-0-0-0-p-0-iso8859-15" auftaucht.

Anschließend erstellt man eine Datei fonts.dir:

( cd /usr/local/share/fonts/type1 ; mkfontdir )

Jetzt sollte der X11-Server noch von diesem Verzeichnis erfahren: Dazu spendiert man der Datei XF86Config (oft im Verzeichnis /etc/X11) eine weitere Zeile an der Stelle ähnlicher Einträge, bevor ein Server-Neustart erforderlich wird.

    FontPath    "/usr/local/share/fonts/type1"

3. Schritt: Konfiguration von Applixware

Zuständig ist die Datei .../applix/axdata/fontmetrics/fontmap.dir ("..." ist die Stelle, wo Applixware installiert wurde und ist nicht einheitlich). Hier ist an geeigneter Stelle einzufügen:

%
% Utopia
%

FontRecord = "Utopia"
    Family = "Utopia"
    ScreenName = -adobe-utopia-medium-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1
    MetricsFile = /usr/local/share/fonts/type1/utrg____.afm
    Type1FontFileName = /usr/local/share/fonts/type1/utrg____.pfb
    PostScriptPrintName = Utopia-Regular

FontRecord = "Utopia Bold"
    Family = "Utopia"  Weight = 1
    ScreenName = -adobe-utopia-bold-r-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1
    MetricsFile = /usr/local/share/fonts/type1/utb_____.afm
    Type1FontFileName = /usr/local/share/fonts/type1/utb_____.pfb
    PostScriptPrintName = Utopia-Bold

FontRecord = "Utopia Italic"
    Family = "Utopia"  Slant = 1
    ScreenName = -adobe-utopia-medium-i-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1
    MetricsFile = /usr/local/share/fonts/type1/uti_____.afm
    Type1FontFileName = /usr/local/share/fonts/type1/uti_____.pfb
    PostScriptPrintName = Utopia-Italic

FontRecord = "Utopia"
    Family = "Utopia"  Weight = 1  Slant = 1
    ScreenName = -adobe-utopia-bold-i-normal--0-0-0-0-p-0-iso8859-1
    MetricsFile = /usr/local/share/fonts/type1/utbi____.afm
    Type1FontFileName = /usr/local/share/fonts/type1/utbi____.pfb
    PostScriptPrintName = Utopia-BoldItalic
Die Einträge sind fast selbsterklärend (am Ende der Datei fontmap.dir existiert eine genaue Beschreibung des Formats). Im Beispiel werden die Fonts in die Druckdatei mit eingebunden. Angenommen, der Postscript-Drucker (oder Ghostscript, falls dies verwendet wird) hätte Utopia eingebaut, so würden die Zeilen "Type1FontFileName ..." nicht benötigt und zweckmäßigerweise mit Kommentarzeichen "%" versehen werden.

Noch ein paar Tips


Gero Treuner <gero@faveve.uni-stuttgart.de> 4. April 2000
$Id: applix_font.html,v 1.5 2000/04/04 14:59:31 gero Exp $